Seit ich einen eigenen Haushalt führe ist, praktiziere ich Müllvermeidung. Obwohl wir keine Folien aus Plastik oder gar Aluminium verwenden, üben wir keinen Verzicht. Im Gegenteil – viele Lebensmittel können auf Tellern, die mit einer Glashaube bedeckt sind, aufbewahrt werden. So geschützt können z. B. Wurst oder Käse auf den Tisch gestellt werden und sehen dabei gut aus. Über die Jahre habe ich sehr viele solcher Glashauben auf Flohmärkten für wenig Geld gekauft. 

 

Einige Lebensmittel halten wir mit Wachspapier oder in Wachstüchern frisch. Angeschnittenes Obst oder Gemüse zum Beispiel trocknet nicht aus. Mir wurde erst kürzlich bewusst, dass Wachstücher wieder im Trend sind. Daher habe ich mich entschlossen zu zeigen, wie ich von Mrs. Isabella Beeton gelernt habe, Wachstücher herzustellen. In ihrem “Book of Household Management“ von 1861 stellt sie folgendes Rezept vor: 
„Man lässt bei einem gelinden Feuer in einem sauberen Topf Jungfernwachs schmelzen. Zieht es dann vom Feuer sobald es flüssig ist. Dann fügt man unter beständigem Rühren eine hinlängliche Menge venezianisches Terpentin hinzu, bis die Masse die Konsistenz von Honig angenommen hat. Hernach etwas Walrat einrühren …..“ 
Die Zutatenliste ist zwar übersichtlich, doch ich musste mir erst Gedanken darüber machen, wie ich Walrat ersetzen kann. Meine Wahl fiel auf regionales Rapsöl. Venezianisches Terpentin wird heute noch in der Malerei verwendet und ist nichts Geringeres ein Destillat aus Lärchenharz. Nach einigen Versuchen und Recherchen habe ich festgestellt, dass jedes Baumharz funktioniert. Das Harz hilft dem Baum beim Versiegeln von Wunden und hält Bakterien sowie Viren fern. Ähnlich unserem Wundschorf braucht der Baum das Harz zum Verschließen seiner Wunden. Daher entferne ich kein Harz gewaltsam an den Bäumen, sondern nur das, welches sich leicht entfernen lässt. Oder ich bediene mich an gefällten Bäumen und Stümpfen. Zum Sammeln eignet sich ein Glas, da das Harz sehr klebrig ist. Ebenso kann auch gekauftes Fichten- oder Kiefernharz eingesetzt werden. 
Diese Mischung finde ich perfekt, da die Beschichtung nicht zu hart und dadurch brüchig wird. Das Harz verbindet die Wachsschicht besser mit dem Stoff. Da alle drei Zutaten antibakterielle Eigenschaften aufweisen, unterstützen die so gefertigten Wachstücher die Konservierung der Lebensmittel und sind auch selbst gegen Bakterien- und Pilzbefall geschützt. 

Zutaten Wachsmischung 

Vorbereitung der Stoffe 

 

Geeignet sind leichte Baumwoll- und Leinenstoffe. Ob nun Stoffreste, Geschirrtücher oder Bettwäsche, wie auch das Design der Stoffe bleibt dem individuellen Geschmack überlassen. Sehr gut eigenen sich auch ausgediente Herrenhemden, aus denen entsprechende Stücke ausgeschnitten werden. Vor allem neue Stoffe müssen zuerst einmal gründlich gewaschen werden, damit die Appretur und eventuelle Schadstoffe entfernt werden. Ich habe sehr viel antike Tisch- und Bettwäsche, sowie altes Leinen. Reste aus Näharbeiten bewahre ich immer auf und die kommen hier zum Einsatz. Da die Stoffe bis zu 100 Jahre alt sind, enthalten sie keine modernen Schadstoffe. 

Arbeitsschritte 

 

Baumharz und Bienenwachs in einem Glas im Wasserbad schmelzen. Vom Herd nehmen und Rapsöl einrühren. 
Den Backofen auf 100 Grad vorheizen. 
Während die Wachsmischung auf dem Herd steht, wird der Arbeitsplatz vorbereitet. Ich lege dafür ein altes Handtuch auf die Küchenarbeitsfläche. Darüber lege ich Butterbrotpapier, Backpapier verwende ich nicht. Darauf kommt dann ein vorbereitetes Stoffstück. Auf dieses wird die flüssige Wachsmischung mit Hilfe eines breiten Pinsels zügig aufgetragen. 

 

Das Butterbrotpapier mit dem eingepinselten Stoffstück wird nun auf ein Backblech gegeben und in den vorgeheizten Backofen geschoben. Schon nach ein paar Minuten ist die Wachsmischung gut ins Gewebe eingedrungen und hat sich optimal verteilt. Dann wird das Stoffstück mit dem Butterbrotpapier auf das alte Handtuch gelegt und ein zweites Stück Butterbrotpapier wird darübergelegt. Sofort mit der Teigrolle mit viel Druck über das oberste Papier rollen, dass die Wachsmischung noch besser verteilt wird. 
Ich fertige immer mehrere Tücher, da der Aufwand geringer ist, als wenn ich die Tücher einzeln beschichte. 

 

Mit den selbst hergestellten Wachstüchern bleiben Essensreste oder zubereitete Speisen in länger frisch. Die Anwendung ist denkbar einfach, denn die Wärme der Hände reicht aus, um die Schüssel passgenau zu verschließen.

So werden die Wachstücher gereinigt:

Bienenwachs und Harze besitzen antibakterielle Eigenschaften. Dennoch rate ich davon ab rohe, tierische Lebensmitteln in Wachstüchern aufzubewahren.

Die Wachsschicht der Tücher ist bis 60 Grad beständig mit dem Stoff verbunden. Sie werden mit Wasser und etwas milder Seife sanft gereinigt. Ich verwende auch gerne ein selbst hergestelltes Spülmittel aus Kastanien, Efeu- oder Birkenblätter. Es sollte auf heiße Reinigung über 60 Grad oder starkes Reiben verzichtet werden, da sich sonst die Wachsschicht löst. Nach der Reinigung wird das Tuch trockengetupft und eventuell aufgehängt. 

 

Wachstücher eignen sich ideal als Auskleidung für plastikfreie Beutel, in denen feuchte Dinge transportiert werden können. Ebenso sind sie die perfekte Oberseite für Tischsets, die mit einem Wisch wieder sauber werden.