Vor einigen Jahren befasste ich mich mit dem Labkraut, das in früheren Zeiten als Gerinnungsmittel für den Cheddar-Käse verwendet wurde. Ich möchte gleich vorweg schreiben, dass es mir nie wirklich gelang mit Hilfe des Labkrauts Käse herzustellen.

Doch bei meinen Recherchen in englischsprachigen Kräuterbüchern fiel mir der Name „Lady´s Bedstraw“ auf. Meine Neugier nach dem Ursprung dieses poetischen Namens war geweckt. Ich fand heraus, dass alle Pflanzen der Gattung „Galium“ im angelsächsischen Raum Bedstraw genannt werden. Hierzu gehört auch der Waldmeister, der wörtlich übersetzt „das süßduftende Bettstroh“ heißt. Wie kommt es dann zu dem Namen Waldmeister? Es stellte sich heraus, dass der Waldmeister eine Fülle von alten Namen hat, die regional stark voneinander abweichen. Einer davon ist „User liven Fraun Bedstoa“, damit ist wohl die Gottesmutter Maria gemeint. Das erklärt auch die spätere Bezeichnung „Marienbettstroh“. Doch die Verwendung des Waldmeisters als Bettstroh war auch in vorchristlicher Zeit schon gebräuchlich. Als „Frigg’s Grass“ sollte es Frauen die Geburt erleichtern. Die Pflanze hat also auch in der nordischen Mythologie eine starke Assoziation mit der Weiblichkeit.

In den Klöstern des frühen Mittelalters wurden die Herbarien geschrieben und mit einer heidnischen Göttin wollten die Mönche nichts zu tun haben. So nahm „unsere liebe Frau“ Maria den Platz von Frigg ein. Doch auch der Name „Marienbettstroh“ hatte keinen Bestand. Heute kennt man die Pflanze fast nur noch unter der Bezeichnung Waldmeister.

Nach den für mich sehr lehrreichen Recherchen überlegte ich mir, wie ich den Waldmeister als Bettstroh nutzen konnte.

Die modernen Matratzen haben Heu und Stroh als Schlafunterlage weitgehend verdrängt – da bringe ich kein Bettstroh oder gar Kräuter unter. Doch ich bin seit einigen Jahren dazu übergegangen die Kopfkissen mit Federfüllung gegen Getreidekissen auszutauschen. Diese fertige ich nach den Wünschen der NutzerInnen – mal groß oder klein, prall oder locker mit Spelzen, Zirbenflocken oder Kernen gefüllt. Da passen Bettstroh-Kräuter wie der Waldmeister wunderbar dazwischen.

Im Wonnemonat Mai erobert der Waldmeister die lichten Laubwälder der Schwäbischen Alb. Das frische Grün gedeckt den Waldboden und der einzigartige Duft erfüllt die Luft. Jetzt ist es Zeit das Bettstroh zu sammeln. 

Das typische Aroma des Waldmeisters entfaltet sich erst nach dem Trocknen. Daher lege ich das Sträußchen für ein paar Tage an einen luftigen Ort.

Als Füllungen haben sich Spelzen oder Körner bewährt. Die Kissen sind nicht waschbar und sollten nach einigen Monaten ausgetauscht werden. Der Inhalt kann im Kompost entsorgt und das Innenkissen neu befüllt werden.

Bei der Wahl der Stoffe sollte auf Kunstfasern sowie giftige Bleich-und Farbstoffe verzichtet werden. Ich verwende gerne Reste von antiker Bettwäsche. Wenn diese nicht verfügbar ist, dann empfehle ich Baumwolle, Leinen oder Schurwolle-Seide-Mischungen in Bio-Qualität. 

Die anschmiegsamen Kissen sind durch die ätherischen Öle des Waldmeisters auf natürliche Weise antibakteriell. Diese strömen durch die Körperwärme aus und duften viele Monate lang nach Waldmeister. Sie fördern so das Wohlgefühl und unterstützen den Schlaf.

Das Kissen ist eine kunststofffreie und vegane Alternative zu Federbetten.

Für die Herstellung eines Waldmeister-Dinkelspelzkissens werden benötigt:

  • 1 Stück Baumwollstoff von ungefähr 40 x 40 cm
  • 600 g – 800 g Dinkelspelzen
  • 20 g getrockneter Waldmeister

Nähanleitung:

Den getrockneten Waldmeister zerkleinern, eventuell die harten Stiele auslesen.

Die beiden zugeschnittenen Rechtecke einsäumen.

Auf rechts legen und drei Seiten ganz zunähen. 

Die Arbeit wenden.

An der vierten Seite eine Öffnung lassen.

Mit Dinkelspelz sowie dem getrockneten Waldmeister befüllen.

Die Öffnung schließen.

Das Innenkissen muss stets fest und gut vernäht sein, damit der Inhalt nicht austreten kann.

Das Innenkissen mit einem Überzug versehen..