Die Frage nach der Haltbarkeit selbsthergestellter Naturkosmetik führte ich früher immer als Kontrapunkt auf. In einem meiner Kurse widersprach mir dann eine Teilnehmerin und argumentierte wie folgt: Beim Besuch eines Kochkurses, der zeigt wie frische Ravioli hergestellt werden, möchte man doch auch nicht wissen, wie lange diese haltbar sind. Man besucht den Kurs, um eine schmackhafte und gesunde Alternative zu Dosen-Ravioli zu kochen. Selbstverständlich verdirbt frisches Essen nach wenigen Tagen. Keiner erwartet, dass eine Mahlzeit wochenlang genießbar ist. Ich rühre meine Kosmetik selbst, da ich hier nur frische, natürlich Zutaten verwenden kann, die meine Haut braucht. Und zwar nur diese. Ein gekauftes, konventionelles Produkt enthält sehr viele Zutaten, die meine Haut nicht braucht. Jedoch sind diese wichtig, dass die Creme sehr lange haltbar und stabil ist. Weiterhin muss sie unbeschadet Temperaturschwankungen ausgleichen. Duft und Farbe müssen selbst nach dem Öffnen noch 12 Monate lang wie am ersten Tag sein. All diese Zusatzstoffe verbleiben nicht in der Packung, sondern werden mit der Creme auf die Haut aufgetragen, auch wenn sie diese nicht braucht. Die Industrie hat uns bezüglich der Haltbarkeit von Kosmetikprodukten so konditioniert, dass wir uns jahrzehntelang keine Gedanken darüber machten mussten, ob unsere geöffnete Bodylotion nach 6 Monaten im warmen Badezimmer noch haltbar ist oder nicht. Für mich ist es kein abwegiger Gedanke, dass ich meine Creme aus dem Kühlschrank hole, wenn im Sommer die Temperaturen steigen. Ich habe nur wenige Schritte vom Badezimmer in die Küche und das Öffnen und Schließen des Kühlschrankes nimmt nur ein paar Handgriffe in Anspruch. Es erscheint auch niemanden seltsam, wenn Lebensmittel im Kühlschrank lagern, um die Haltbarkeit zu verlängern. Keiner scheut den Gang zum Kühlschrank, um ein erfrischendes Getränk zu entnehmen. Es gibt auch die Möglichkeit, das selbstgerührte Produkt durch die Zugabe von zum Beispiel Benzoesäure, Ethanol, Kaliumsorbat oder Topopherol zu konservieren. Ich konserviere meine Kosmetik grundsätzlich nicht, jedoch gestalte ich die Rezepturen so, dass die ausgewählten Zutaten meiner Haut und dem fertigen Produkt zugute kommen. Bei der Herstellung achte ich auf peinliche Sauberkeit und Hygiene. Alle verwendeten Arbeitsmaterialien werden vor der Verwendung nochmals gesäubert. Bechergläser, Löffel und Tiegel koche ich aus und desinfiziere sie danach mit Alkohol. Ich vermeide Zellstofftücher, daher halte ich stets saubere Geschirrtücher bereit. Die Wahl des richtigen Gefäßes spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Ich bevorzuge Sprühflakons aus Glas, da das Produkt nicht mit den Händen entnommen werden muss. Zur Aufbewahrung von Cremes und Salben verwende ich nur Glas, Porzellan- oder Keramiktiegel. So ist die Verpackung nicht nur optisch ansprechend, sondern lässt sich auch sehr viel besser reinigen als Plastik und gibt auch keine unerwünschten Stoffe an das Produkt ab. Die Größe des Tiegels sollte so klein wie möglich gewählt werden. Die Zugabe von antibakteriellen ätherischen Ölen unterstützt die Hautgesundheit und verlängert die Haltbarkeit der Kosmetik. Kosmetikprodukte mit einem hohen Wasseranteil sind besonders anfällig für Keime und Pilze. Daher verwende ich für die Wasserphase sehr gerne Hydrolate. Diese enthalten geringe Mengen ätherische Öle, die wiederum der Haut und dem Produkt zugute kommen. Bei selbst hergestellten Hydrolaten belasse ich das ätherische Öl im Wasser und schöpfe es nicht ab. Eine kleine Menge Honig wirkt antibakteriell und hautpflegend. Nach der Fertigstellung der Kosmetik fülle ich das Produkt in möglichst kleine, oft mehrere Tiegel. Diese schließe ich sofort und stelle sie in den Kühlschrank. Hier kann die Emulsion nachdicken und abkühlen. Für den Gebrauch entnehme ich die Kosmetik aus dem Kühlschrank. Für gewöhnlich verbrauche ich zum Beispiel meine Gesichtscreme binnen weniger Tage. Währenddessen steht sie im Badezimmerschrank. Im Sommer lasse ich Cremes und Lotionen auch gerne im Kühlschrank und entnehme sie nur für den Gebrauch. Die kühlende Wirkung, wenn die frische Kosmetik auf der Haut „einschmilzt“, ist eine wahre Wohltat. Weniger ist mehr! In vielen Badezimmern findet sich ein wahres Sammelsurium an bunten Plastikflaschen von allerlei überflüssigen Kosmetikprodukten. Ich verwende nur eine Gesichtscreme, die ich sowohl am Tag als auch in der Nacht auftrage. Diese pflegt meine Augen, das Gesicht und den Hals. Ich möchte auch immer frisch rühren, neue Cremes ausprobieren und saisonale Zutaten verwenden. Warum sollte ich Kosmetik anrühren, die monatelang hält? Übrigens lassen sich Cremes auch sehr gut einfrieren. Nach dem Auftauen nochmals kurz aufschlagen.
Selbst hergestellte Pflegeprodukte konservieren oder nicht?
23. April 2018
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