Heute möchte ich einen Ausflug in die Geschichte machen. Immer wieder wurde die Menschheit von der Pest heimgesucht. Hierzu gibt es erschütternde Berichte und vor allem recht beeindruckende Abbildungen, wie der Schwarze Tod in der Gestalt des Sensenmannes über die Opfer hinwegfegt. Dazwischen taucht immer wieder der Pestarzt mit seiner Schnabelmaske auf, die gefüllt mit antibakteriellen Kräutern war. Die Menschen glaubten, dass die schlechte Luft, der Pesthauch, ferngehalten werden muss, um sich vor Ansteckung zu schützen. Doch offensichtlich erkannten vor allem Räuber und Diebe, wie man sich die Krankheitserreger vom Leib halten konnte. Nach einer Überlieferung um 1700 heißt es, dass Plünderer vor Gericht ihr Geheimnis preisgaben, wie es ihnen gelang die Pesttoten zu berauben. Zum Schutz vor einer Infektion hatten sie sich einen Pestessig gebraut, mit dem sie sich wuschen, den Mund ausspülten und davon tranken. Daher wurde dieser Essig auch „Diebes-oder Räuberessig“ genannt. Von diesem sind mehrere Rezepturen überliefert, die außer Essig vor allem folgende Kräuter enthalten: Wermut, Rosmarin, Raute, Salbei, Minze, Lavendel, Gewürznelken, Muskatnuss und Kampfer. 
In Meyers Konversations-Lexikon von 1888 konnte ich sogar ein vollständig ausformuliertes Rezept zur Herstellung eines Pest-Essigs finden. Dieses habe ich noch ein wenig „entschärft“ und daraus ein durchaus taugliches Rezept für einen antibakteriellen Desinfektionsreiniger gemacht.

Diese Zutaten werden für einen antibakteriellen Desinfektionsreiniger benötigt: 

  • Rosmarin 
  • Thymian 
  • Wermut 
  • Lavendel 
  • Salbei 
  • Optional 5 Tropfen ätherisches Kampferöl 
  • 500 g weißer Tafelessig mit ungefähr 5 % Säure 
  • 50 g Spiritus 
  • Schalen von 2 Zitronen 
  • 2 verschließbare Gläser 

Vorbereitungen 

Die Kräuter grob zerkleinern und in ein verschließbares Glas geben. Es sollte kein Kunststoffbehältnis sein, da die Essigsäure bedenkliche Bestandteile aus dem Kunststoff löst. Mit Essig aufgießen, so dass die Kräuter gut bedeckt sind. Für ein paar Tage verschlossen stehen lassen, bis die Kräuter den Essig dunkel färben. Um Schimmelbildung zu vermeiden sollte stets darauf geachtet werden, dass die Kräuter immer gut mit Essig bedeckt sind. Dann wird der Essigauszug abgesiebt, so dass sich keine Kräuterreste mehr im Essig befinden. 
Zitronenschalen zerkleinern und in den Spiritus einlegen, so dass sie gut bedeckt sind. Für ein paar Tage verschlossen stehen lassen. Um Schimmelbildung zu vermeiden sollte stets darauf geachtet werden, dass die Schalen immer gut mit Alkohol bedeckt sind. Dann wird der Alkoholauszug abgesiebt, so dass sich keine Schalenreste mehr in der Flüssigkeit befinden. 

Zubereitung 

Kräuter-Essig-Auszug mit Zitronen-Alkohol-Auszug in Verhältnis 10 : 1 mischen. Optional können noch ein paar Tropfen ätherisches Kampferöl beigefügt werden. 

Anwendung

Der Pestessig kann pur zur Desinfektion verwendet werden oder dient als Basis für weitere Reiniger.

One thought on “Wie aus historischem Pestessig ein moderner Desinfektionsreiniger wird”

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