Die ersten warmen Frühjahrstage laden uns zu ausgedehnten Wanderungen im Wald ein. Am steinigen Wegesrand wächst jetzt die seltsam anmutende Pestwurz. Der Namen gibt schon einen entscheidenden Hinweis über die den ursprünglichen Einsatz der Pflanze in der Heilkunde. In einem alten Kräuterbuch habe ich sie unter dem Namen Pestilenzwurz gefunden. Als Verwendung wurde angegeben, dass „deren fleischiger Wurzelstock ehedem gegen die Pest helfen sollte“. Zum Glück gibt es die Pest hierzulande nicht mehr und ob die Pestwurz wirklich gegen die Krankheit geholfen hat, das wage ich zu bezweifeln. Hildegard von Bingen empfahl eine Zubereitung aus den Blättern oder dem Wurzelstock der Pestwurz gegen Wunden und Geschwüre.
Dieser Hinweis ist schon mal interessanter für mich und nach weiteren Recherchen habe ich im „Taschenbuch der Heilpflanzen“ von 1912, eine konkrete Anwendung gegen starke Rötungen und Unreinheiten der Haut gefunden. Dies deckt sich auch mit den Inhalten mehrerer historischer Kräuterbücher. Darauf basierend habe ich dann dieses Rezept zusammengestellt:
Für die Gesichtsmaske werden folgende Zutaten benötigt:
- 3 bis 4 frische Pestwurzblätter
- 5 Esslöffel Naturjoghurt
- 1 Esslöffel Honig
Die frisch gesammelten Pestwurzblätter fein schneiden und mit Joghurt und Honig zu einem Brei verrühren. Auf dem gereinigten Gesicht verteilen und dabei die Augen aussparen. 15 bis 20 Minuten einwirken lassen und anschließend mit einem Handtuch die Reste abnehmen. Die Haut fühlt sich danach geklärt an und ist bereit für eine pflegende Creme.
Die Blätter der Pestwurz bilden sich erst nach der Blüte aus und man kann sie bis weit in den Herbst sammeln. Aufgrund ihrer Größe sind sie auch leicht an feuchten Wegrändern oder Bachläufen zu finden. Hier in Süddeutschland nennt man die Pestwurz auch scherzhaft „Arschwurz“ oder „des Wanderers Klopapier“. Tatsächlich gibt es archäologische Funde, die beweisen, dass die weichen Blätter der Pestwurz bereits in der Jungsteinzeit als Toilettenpapier verwendet wurden. Ich bin mir sogar sicher, dass die hautberuhigenden Substanzen der Pestwurz viel gesünder sind als die Inhaltsstoffe unseres modernen, feuchten Toilettenpapiers.