Eine der bedeutendsten Kochbuchautorinnen im 19. Jahrhundert ist Henriette Davidis. Geboren 1801 in dem kleinen westfälischen Ort Wengern und 1876 in Dortmund gestorben. Sie teilte das Schicksal vieler Frauen in jenen unruhigen Zeiten: Zweimal verlobte sie sich, beide Mal kamen die Männer im Krieg um. Danach blieb sie unverheiratet und verdiente sich ihren Unterhalt als Hauswirtschafterin, Erzieherin und Gouvernante. Ihr Wissen fasste sie schließlich in dem 1845 herausgegebenen „Praktischen Kochbuch. Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feinen Küche“ zusammen. Es wurde zum beliebten Hochzeitsgeschenk für die junge Ehefrau. 1855 erschien mit „Puppenköchin Anna“ ein Kochbuch für Kinder. Dies enthielt vor allem Rezepte für Süßspeisen für die Puppenküchen. Daraus lässt sich ablesen, wie in dieser Zeit die kleinen Mädchen auf ihre künftige Rolle vorbereitet wurden.

1857 erschien „Der Beruf der Jungfrau“, ein Buch, das sich an unverheiratete Frauen richtete, denen sie neben der Vorbereitung auf das Leben als Ehefrau auch Möglichkeiten aufzeigte, ledig und berufstätig zu sein. 1861 erschien „Die Hausfrau. Praktische Anleitungen zur selbständigen und sparsamen Führung des Haushalts, eine Mitgabe für junge Frauen zur Förderung des häuslichen Wohlstandes und Familienglücks“. Das Buch bildete den Abschluss des Bildungsprogramms für die angehende Hausfrau. Sie schreibt dort: „Zu den rühmlichsten Bezeichnungen einer Frau gehört die, dass der Mann von ihr sagen kann: Ich habe eine Hausfrau.“ Für den Umgang mit den Dienstboten rät sie: stets kontrollieren, selbst Vorbild sein, nicht mehr verlangen, als man selbst in der Lage ist zu tun, und ein gewisses Wohlwollen an den Tag legen. Das mache das schwierige Miteinander erträglicher. Es folgte 1863 noch „Der Küchengarten für Hausfrauen“. Regelmäßig schrieb sie für Zeitschriften und zuletzt eine Werbeschrift „Kraftküche von Liebig‘s Fleischextrakt für höhere und unbemittelte Verhältnisse“.

Henriette Davidis in der Lage von den Erträgen ihrer Bücher zu leben. Doch immer wieder musste sie sich mit dem Verlag Velhagen und Clasing auseinandersetzen, um ein angemessenes Honorar für ihr inzwischen in hoher Auflage erschienenes „Praktisches Kochbuch“ zu erhalten. In ihren Briefen an den Verlag gab sie sich nicht bescheiden und demütig, sondern informiert und fordernd. Für die erste Auflage erhielt sie 450 Taler Honorar bei gleichzeitiger Abtretung aller Rechte an den Verlag. Jede Auflage wurde dann extra verhandelt, für Ihre letzte 20. Auflage erhielt sie 1000 Taler.

Als unverheiratete, unabhängige Frau führte sie nicht das Leben einer zurücknehmenden und hingebungsvollen Hausfrau, das sie in ihren Büchern propagierte. Sie war emanzipiert und stand so selbst im Widerspruch zu ihren Werken.

In ihrem praktischen Kochbuch stellt Henriette Davidis 44 Rezepte für Pudding vor! Einige davon sind schon fast in Vergessenheit geraten. Das Rezept für den Schwäbischen Lotpudding möchte ich daher hier vorstellen. Der Pudding wird im Wasserbad gedünstet und gleicht eher einem saftigen, lockeren Kuchen.

Diese Zutaten werden benötigt:

  • 100 g Mehl
  • 100 g gemahlene Mandeln
  • 100 g Butter
  • 100 g Zucker
  • 6 Eier
  • 80 g Milch
  • Abrieb von einer Bio-Zitrone

So wird der Schwäbische Lotpudding zubereitet:

Milch, Zucker und 50 g Butter zum Kochen bringen.

Mehl einstreuen, bis sich die Masse vom Topf löst und dann abkühlen lassen.

Die Eier trennen. Eiweiß schlagen, bis ein steifer Eischnee entsteht.

50 g Butter schaumig rühren. Mandeln, Zitronenabrieb, Eigelb und die abgekühlte Teigmasse löffelweise einrühren.

Eischnee unter die Teigmasse heben.

Einen Topf mit Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen.

Puddingform einfetten und mit Semmelbrösel ausstreuen.

Die Puddingmasse eingießen, die Form mit einem Leinentuch abdecken und mit einer Schnur fest zubinden.

Den Pudding für eine Stunde im Wasserbad kochen. Dafür soll das Wasser nur simmern, jedoch immer köcheln.  

Nach der Kochzeit die Form aus dem Wasser nehmen und in kaltes Wasser stellen.

Das Leinentuch entfernen und den Pudding stürzen.

Frau Davidis empfiehlt dazu gedünstetes Obst oder eine Fruchtsoße.