Ich hatte schon öfters über meine Leidenschaft für Flohmärkte geschrieben. Dort suche ich vor allem nach antiken Haushaltsgegenständen, Wäsche und Stoffe. Ab und zu finde ich auch antiquarische Frauenzeitschriften, Handarbeits- und Kochbücher. Die Inhalte spiegeln das Leben der Frauen wider, das von Sparsamkeit, Fleiß und vor allem Unterwürfigkeit geprägt war. Ich bin froh, dass ich heute lebe, doch ich bewundere die Fülle der Ideen und Rezepte der rastlosen Frauen, die für ihre Familien gekocht, geputzt und gewaschen haben. Die Kleidung haben sie selbst gefertigt, ebenso wie Tisch- und Bettwäsche.
Sämtliche Handarbeitstechniken gehörten zum Standart-Repertoire eines Mädchens, wenn es die Volksschule verließ. Auch ich habe meine ersten Schuljahre in der Mädchen-Volksschule verbracht und im Handarbeitsunterricht stricken, häkeln und sticken gelernt. Nähen habe ich von meiner Mutter gelernt. Sie hatte sämtliche Kleider für meine Schwestern und mich genäht. Als Teenager fand ich alle textile Handarbeit ganz grauenvoll, denn in ihr sah ich vor allem geduldige, unterwürfige Frauenarbeit. Kleidung und Wäsche wurde von Frauen in mühevoller Kleinarbeit gefertigt, die wenig gewürdigt wurde.
Nur wer es sich leisten konnte kaufte Kleidung, daher war Selbstgeschneidertes eher ein Zeichen von fehlenden finanziellen Mitteln. Heute sehe ich die Dinge anders, denn es hat sich viel verändert. Die billigen Massenimporte haben Kleidung so preiswert gemacht, dass es sich nicht mehr lohnt selbst zu nähen. Doch individuelle, selbstgeschneiderte Kleidung aus hochwertigen Materialien sind einzigartig. Wer also nähen kann, schafft Lieblingsstücke, die im Gegensatz zu Wegwerf-Kleidung stehen. Es wird also wieder gestrickt, gehäkelt und genäht. Nicht aus Kostengründen, denn billig sind gute Garne und Stoffe wirklich nicht. Vielmehr wegen der Kreativität und Nachhaltigkeit. Und da bin ich wieder beim Flohmarkt, denn die dort gekauften Wäschestücke und Stoffe verarbeite ich weiter oder verhelfe ihnen wieder zu neuen Ehren.
Immer wieder finde ich in antiken Handarbeitsbüchern vergessene Ideen, die ich nacharbeite und hier vorstelle. Die mit duftenden Kräutern gefüllte Topfuntersetzer ist eine davon. In der ursprünglichen Anleitung eines alten Lehrbuchs werden gebrauchter Matratzendrell und schadhafte Bettwäsche verarbeitet. Es wurde wirklich nichts weggeworfen, was noch irgendwie weiterverwendet werden kann.
Für die duftenden Topfuntersetzer können Stoffreste oder alte Textilien verwendet werden.
Für die Füllung eignen sich getrocknete, zerkleinerte Kräuter. Außerdem habe ich hier eine weitere Möglichkeit gefunden Zitrusschalen zu verwenden. Diese werden gut getrocknet und fein zerkleinert der Mischung beigegeben.
Die einzelnen Arbeitsschritte sind einfach und schnell erklärt:
- 2 gleichgroße Stoffstücke in der gewünschten Größe zuschneiden.
- Die beiden Stoffe auf rechts mit ein paar Stecknadeln fixieren.
- Mit der Nähmaschine drei Seiten der Stoffe zusammennähen. Die 4. Seite bleibt offen, damit die Arbeit gewendet werden kann.
- Dann die Arbeit durch die offene Seite auf rechts wenden.
- Die Ecken mit Hilfe des Bügeleisens gut ausarbeiten.
- Die Nahtzugabe an der Öffnung nach innen klappen und mit ein paar Stecknadeln fixieren.
- Nun werden die getrockneten Kräuter und Schalen eingefüllt.
- Jetzt die Öffnung schließen und noch einmal möglichst nahe an der Kante um den Untersetzer herumnähen.
- Noch ein paar Steppnähte quer über den Untersetzer nähen. So bleibt der Inhalt gut verteilt.
- Mit Resten von Spitzen, Borten oder einem Schrägband den Untersetzer einfassen. So sieht er noch schöner aus und die Randnähte werden verdeckt.
Beim Kontakt mit dem warmen Topf strömen die ätherischen Öle der Kräuter aus und verbreiten einen feinen Duft. Der warme Boden der Teekanne entlockt den Kräutern im Untersetzer feinen Wohlgeruch, der den Duft des Tees ergänzt.
Was für eine tolle Idee liebe Inés. Danke für die Inspiration.
Liebe Grüße, Anja aus Crailsheim.