Luise Haarers wurde 1892 in Bopfingen geboren und verstarb 1976 in Herrenberg.
Ihr erstes Buch „Kochen und Backen nach Grundrezepten“ erschien 1932, in einer Zeit als elektrische Haushaltsgeräte bereits die Küchen eroberten. Das Werk wurde zum „schwäbischen Nationalkochbuch“. Es ist mit seinen vielfältigen Ratschlägen jedoch keine reine Rezeptsammlung, sondern eine Art Sitten- und Anstandsbuch, welches die Tugenden der Nützlichkeit, Sauberkeit, Bescheidenheit, Fleiß und Sparsamkeit in der Kochkunst vermittelt.
Luise Haarers Kochbücher bauen sich auf der Idee des Grundrezeptes auf, welches dann nach Geschick und wirtschaftlichen Möglichkeiten variiert wird. Dabei dachte sie auch an die berufstätigen Frauen, die weniger Zeit für den Haushalt haben.
Die Bücher repräsentieren den schwäbischen Sozialcharakter, beschrieben werden vor allem regionale Gerichte, Rezepte zur Resteverwertung und Spartipps. Die Kochbuchklassiker werden bis heute immer wieder neu verlegt. Die Bücher wurden millionenfach verkauft, obwohl sie außerhalb Württembergs so gut wie unverkäuflich waren.
Für mich ist Luise Haarer eine sehr widersprüchliche Person. Als Pfarrerstochter wuchs sie sie hier in meiner Heimat, der Schwäbischen Ostalb auf.
Sie blieb ledig und lebte später mit der Handarbeitslehrerin Helene Rösch zusammen. Diese war ebenfalls Autorin und veröffentlichte 1941 das Buch „Der Handarbeitsunterricht in der Grundschule“.
Ihr Engagement und Erfolg als Lehrerin und Autorin waren sicherlich bemerkenswert. Doch während ihrer Lehrtätigkeit an der Mädchenvolksschule in Esslingen meldete sie 1934 eine ihrer Schülerinnen zur Zwangssterilisation. Ab diesem Jahr war Luise Haarer aktives Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, ab 1938 der NS-Frauenschaft und 1937 der NSDAP. 1935 wurde sie in das NS-Kultusministerium als Fachberaterin für den hauswirtschaftlichen Unterricht berufen. Nach dem Krieg wurde sie trotz ihrer Vergangenheit Regierungsrätin im württembergischen Kultusministerium. Sie entwarf bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 1957 Lehrpläne für hauswirtschaftliche Schulen und wirkte in der Lehrerbildung und -fortbildung.