Was sollen wir essen? Ein Kochbuch zur Kuhnekur von Rosalie und Alois Zollinger, erschienen 1902 im Eigenverlag in Eglisau.
Dieses Buch fand ich im wundervollen Gebrauchtwarenkaufhaus K & K in Schwäbisch Gmünd für kleines Geld. Leider konnte ich gar keine Informationen über das Autorenpaar und das Kochbuch finden. Die beiden haben in ihrem Vorwort eine Widmung geschrieben, in der sie ihren Dank an ihren verstorbenen Meister Louis Kuhne zum Ausdruck bringen: „Das vorliegende Büchlein soll vor allem ein Werbemittel für die Sache Kuhnes sein. Es wird daher besonders für solche ein Interesse haben, welche unsere Heil- und Lebensweise kennen lernen möchten.“
Die Widmung richtet sich an den Naturheilkundler Louis Kuhne, der ein Jahr vor dem Erscheinen des Kochbuches in Leipzig verstarb. Er war wie sein Zeitgenosse Sebastian Kneipp ein Vertreter der Hydrotherapie und gründete 1883 in Leipzig ein eigenes Behandlungszentrum. Kuhne erfand das Sitzreibebad, bei dem der Patient sich in einer Wanne mit kaltem Wasser etwa zehn Minuten lang die Genitalien abrieb. Das sollte dazu dienen, die im Körper angesammelten Giftstoffe in Richtung des Darms zu bewegen, von wo sie später ausgeschieden werden könnten.
Die Vorstellung wie diese Behandlung abgelaufen haben mag, lässt mich schmunzeln. Weniger zum Lachen fand es die damalige Obrigkeit, denn die Behörden gingen mit einer energischen Kampagne gegen Kuhne vor. Die Behandlung verstieß gegen die guten Sitten und fördere die Onanie. Dabei wurden die zahlreichen positiven Urteile von Patienten ignoriert, die sich sehr für Kuhne und seine Methoden engagierten. Zu diesen Anhängern gehörten wohl auch die Autoren Rosalie und Alois Zollinger. In ihrem Buch beschreiben sie nicht nur Kuhnes Lehren, sie verteidigen vielmehr seine Methoden. Mit vegetarischen Rezepten, den Badeanwendungen und einer gesunden Lebensweise stellen sie den konzeptionellen Zusammenhang für eine ganzheitliche Gesundheit her.
Kuhne war ein Anhänger des Vegetarismus und lehnte die Verwendung von Speisesalz und Zucker generell als schädlich ab. Auf diesen Grundsätzen beruhen alle Rezepte im Buch, die Gerichte sind gesund und vegetarisch.en als auch aus gesunden Zutaten. Für ein Kochbuch aus der Zeit um 1900 wirklich sehr fortschrittlich!
Zudem überraschten mich die zahlreichen Anzeigen im Buch, in denen unter anderem für Gesundheitsmieder und alkoholfreie Weine geworben wird. Das Ehepaar Zollinger waren vermutlich mit anderen Anhängern der Bewegung der Lebensreform gut vernetzt. Im Buch werden vegetarische Restaurants in Prag, Reichenberg (Böhmen) und Cöthen (heute: Köthen) beworben.
Selbst der recht bekannte Arzt Dr. Johann Heinrich Lahmann bewarb seine vegetabile Milch in diesem Buch.
Im Kapitel „Tunken für Fleischersatzspeisen“ fand ich einige interessante Anregungen aus denen ich dieses tolle Rezept hier vorstelle.





Inés Hermann, 1961 auf der Schwäbischen Alb geboren und der Heimat treu geblieben, Ehefrau, Mutter von 5 Söhnen, Großmutter von 4 Enkelkindern, Modeverweigerin,