Als Liebhaberin antiker Bücher fiel mir vor einigen Jahren ein Nachdruck des Buches von Thomas Tusser „Five Hundred Good Points of Husbandrie“ von 1573 in die Hände. Die schwierige, zum Teil für mich unverständliche Sprache hielt mich davon ab das Buch wirklich zu lesen. Ein Kapitel interessierte mich dennoch so sehr, dass ich mich näher mit dem Thema befasste:

„Strew thy floor with herbs….“

In Isabella Beetons „Book of Household Management“ fand ich einen weiteren Hinweis auf sogenannte „Streukräuter“.  

Die Fußböden waren zu Tussers Lebzeiten aus gestampftem, verdichtetem Lehm. Im viktorianischen Zeitalter waren zwar Ziegel- und Steinböden eine deutliche Verbesserung, doch die ständig feuchten Böden waren ein Problem. Um ein wenig Wohnkomfort in die Stuben zu bringen wurden die Böden mit Schilf oder Stroh bedeckt. Diesem wurden verschiedene Kräuter zugefügt. So entstand eine Art „Teppich“, der dabei half Schmutz und Feuchtigkeit im Pflanzenmaterial zu binden. Vor allem Küchen und Flure wurden konnten so stubenrein gehalten werden.

Das Streukraut wurde in der Regel morgens ausgestreut und auf ihm wurde gelaufen. Durch den Druck beim Auftreten können die ätherischen Öle austreten. Am Abend wurde das Streukraut wieder weggekehrt.

Während sich Thomas Tusser Streukraut zur Abschreckung von lästigen Insekten empfiehlt, stellt Mrs. Beeton den angenehmen Duft in den Vordergrund.   

Doch nicht nur die Häuser der gewöhnlichen Menschen wurden mit Kräutern ausgestreut, sondern auch Schlösser und Paläste. Seit dem elisabethanischen Zeitalter war am englischen Hof eine „Kräuterstreuerin“ angestellt. Im Garten von Königin Elisabeth I. wurden laut den Schriften ihres Beraters, dem Botaniker John Gerard, ganz spezielle Streukräuter angebaut. Darunter befanden sich Minze, Thymian, Rosmarin, Wermut, Raute, Rainfarn, Waldmeister, Labkraut und vor allem Mädesüß.

All diese Informationen waren unheimlich interessant für mich und ich überlegte, wie ich das alte Wissen für einen modernen Haushalt nutzen kann. Die Kräuter ausstreuen erschien mir nicht sinnvoll, da sie durchs ganze Haus getragen werden und ich sie wieder aufkehren muss.

Eingenäht in einem Bezug, der unter die Fußmatte gelegt wird, können die Kräuter wirken und bleiben an ihrem Platz. Beim Betreten der Fußmatte werden die ätherischen Öle der Kräuter immer wieder freigesetzt und duften noch lange fein.

Ebenso gut können Streukräuter in Sitzkissen eingefüllt werden. Eine Anleitung dafür findet ihr hier.