Wir lieben historische Gebäude und besichtigen bei jeder Gelegenheit alte Friedhöfe, Ruinen und Kirchen. In der Kirche von Widecombe in the Moor im Herzen des Dartmoor Nationalparks in England bot sich uns ein farbenfrohes Bild. Dicke, bunte Kissen hingen an den Kirchenbänken. Diese sogenannten „Kneeler“ sind liebevoll bestickt und schön anzusehen. Sie werden auch „Hassock“ genannt, was „weicher, mit Gras bewachsener Hügel“ bedeutet. Die Kissen machen das Beten im knien erträglicher und sorgt mancherorts für wahre Wettbewerbe unter den Liebhaberinnen der Stickkunst.

Mancherorts haben die Kneelers auch das Streukraut ersetzt oder ergänzt. Der Fußboden der Kirche war oftmals mit Stroh, Binsen und aromatischen Kräutern bestreut. Das machte die Atmosphäre erträglicher und überdeckte die Körpergerüche in der dicht mit Menschen gefüllten Kirche. Mehr zu diesem Thema habe ich hier geschrieben. Erst im 19. Jahrhundert verzichtete man auf das Streukraut, doch die Kneelers blieben erhalten. Heute haben sie keine natürliche Füllung mehr aus Stroh und Kräutern, sondern synthetischen Schaumstoff.

Die Idee von Kräutern in Sitzkissen fand ich so inspirierend, dass ich sie gleich umsetzte.

Gefüllt sind die Kissen mit naturbelassenen Kapokfasern und duftenden Kräutern.

Die pflanzlichen Kapokdaunen haben durch die extrem leichten Hohlfasern sehr gute atmungsaktive Eigenschaften. Feuchtigkeit durch die Wachsbeschichtung von Kapok nicht aufgenommen, sondern direkt weitergeleitet, wodurch die Verbreitung von Bakterien und Milben verhindert werden kann. Die Kapokfaser enthält von Natur aus einen natürlichen Bitterstoff, der den Milbenbefall reduziert.

In Kombination mit den Streukräutern ist die Füllung nicht nur für Sitzkissen, sondern auch für Kopfkissen eine gesunde und vegane Alternative zu tierischen oder synthetischen Kissenfüllungen.

Zuerst lese ich harte Stängel und Pflanzenteile aus den Streukräutern bevor ich sie zerkleinere.

Für das Innenkissen wird folgendes Material benötigt:

  • 2 Stoffstücke ca. 45 x 45 cm aus alter Bett- oder Tischwäsche aus Baumwolle oder Leinen
  • 300 g Kapokfasern
  • 20 g getrocknete und zerkleinerte Streukräuter

So wird das Innenkissen genäht:

Die beiden zugeschnittenen Stoffstücke einsäumen.

Auf rechts legen und drei Seiten ganz zunähen. 

An der vierten Seite eine Öffnung lassen.

Die Arbeit wenden.

So wird das Kräuter-Sitzkissen fertiggestellt:

Mit Kapok sowie den getrockneten Streukräutern befüllen.

Die offene Naht einschlagen, mit Stecknadeln fixieren und zunähen.

Das Innenkissen muss stets fest und gut vernäht sein, damit der Inhalt nicht austreten kann.

Nun kommt über das Innenkissen noch ein schöner Überzug.  Diese nähe ich gerne aus Resten antiker Bettwäsche und Leinensäcke.

Die Füllung bleibt durch die antibakteriellen Eigenschaften sehr lange frisch, ist aber nicht waschbar. Sollte sie ausgetauscht werden, dann kann sie im Biomüll oder dem Kompost entsorgt und das Innenkissen neu befüllt werden.