Auf der Schwäbischen Alb gehören die Schlehenbüsche zum Landschaftsbild.
Im zeitigen Frühjahr erblühen die ansonsten unscheinbaren Sträucher noch vor dem Laubaustrieb. Die weißen Blüten verströmen einen feinen Mandelduft und tauchen die Feldhecken in üppige Fülle. Sie sind für Schmetterlinge, Honig- und Wildbienen, Hummeln sowie Schwebfliegen eine willkommene Nektarquelle. Zudem bietet der dornenbewehrte Wildstrauch vielen Vögeln Brut- und Nistplätze.
Die Tage sind gezählt, an denen ich die mandelsüß duftenden Blüten sammeln kann. Denn sie fallen sehr schnell wieder ab, um den frisch austreibenden Blättern Platz zu machen.
Die fettlöslichen Inhaltsstoffe ziehe ich in Öl aus, um ein Mazerat zu erhalten. Der Ölauszug duftet leicht nach Bittermandel und ist ein echter Nasenschmeichler. Das Schlehenblütenöl kann entweder pur als gewebestraffendes Pflegeöl verwendet werden oder es bildet die Grundlage für diese entzündungshemmende Creme.
Für dieses Schlehenblütenöl werden folgende Zutaten benötigt:
- 1 Handvoll Schlehenblüten
- 150 g Mandelöl
Zubereitung
Die Blüten in den Mittagsstunden pflücken. Auf einem Tuch für etwa zwei Stunden trocknen. Falls sich noch kleine Tierchen zwischen den Blüten befinden, dann werden sie jetzt weiterziehen.
Die Blüten mit 150 g Mandelöl in ein verschließbares Glas geben.
Die Mischung dann für mindestens 24 Stunden bei circa 40 Grad in den Babykostwärmer oder Joghurtzubereiter stellen.
Danach wird der Ölauszug durch einen Teefilter oder ein Leinentuch abgesiebt und in ein gut verschließbares Glas gefüllt, das mit dem Herstellungsdatum beschriftet ist.
Das Mazerat muss im Kühlschrank aufbewahrt werden, wo es für etwa 6 Monate haltbar ist.
Die Blüten enthalten andere Inhaltsstoffe, als die Früchte des Schlehdorns. Daher ist die Verwendung auch sehr unterschiedlich.
In jedem Spätherbst nach dem ersten Frost sammle ich die kleinen, dunkelblauen Früchte.
Der einsetzende Frost bewirkt, dass der hohe Gerbstoffgehalt der Früchte gesenkt wird, weil vor allem der Gerbstoff Tannin zurück in den Strauch und die Wurzeln gezogen wird. So werden die Schlehen milder, hinterlassen keinen pelzigen Geschmack mehr auf der Zunge und können zu Gelee oder Likör verarbeitet werden. Der aromatische Likör verleiht diesem Schokoladenkuchen einen außergewöhnlichen Geschmack. Eine besondere kulinarische Spezialität sind pikant eingelegte Schlehen nach einer Idee von Jean Marie Dumaine.
Immer wieder findet man im Internet den Hinweis, der Gerbstoffgehalt von Schlehen würde sinken, wenn man sie einfriert. Das stimmt nicht, denn nur bei Frost am Strauch wird der Gerbstoffgehalt enzymatisch abgebaut.
Gerbstoffe sind sekundären Pflanzenstoffe, die Pflanzen produzieren, um sich vor Schädlingen zu schützen. Tannine sind hauptsächlich in den Schalen der Schlehenfrüchte enthalten, schmecken bitter und wirken adstringierend.
Für diese Mundspülung ist die adstringierende, zusammenziehende Eigenschaft jedoch erwünscht, denn sie hilft gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum.
Nach einer Versuchsreihe konnte ich feststellen, dass gerade dieser Gerbstoff hilfreich ist, um Textilien und Holz zu färben oder Tinte herzustellen. Im September geerntete Schlehen mit sehr hohem Tanningehalt färben ein sehr schönes Altrosa auf Textilien und rosarot auf Holz. Vor allem mit Rhabarber vorgebeizte Garne und Stoffe erhalten einen unvergleichlichen Roséton.