Eine dicke Schneedecke liegt über der Schwäbischen Alb – jetzt habe ich Zeit für Experimente und die Muse in alten Büchern zu schmökern. Zudem warten noch viele selbstgemachte Hydrolate, Ölauszüge und Tinkturen auf ihren Einsatz.
Im Fachbuch „Die Moderne Parfümerie“ von 1904 hatte ich ein interessantes Rezept für Ungarisches Schönheitswasser gefunden, das mich zu inspirierte zum Ursprung und Hintergrund des Ungarischen Wasser zu recherchieren. Dabei stieß ich auf folgende Geschichte, die Königin Donna Isabella von Ungarn im Jahr 1652 in ihr Andachtsbuch geschrieben hatte:
„Ich Donna Isabella, Königin von Ungarn, ward im Alter von 72 Jahren, da ich mich sehr unpaß befand, durch folgendes Recept geheilet, das ich von einem Einsiedler bekam, den ich niemals weder zuvor noch hernach mehr gesehen habe. Durch dessen Gebrauch gelange ich wieder zu meiner völligen Stärke. Es kann auch anderen zu Nutzen bringen. Der König von Polen war Willens mich zu heiraten. Ich schlug es aber aus, aus Liebe zu Gott und dem Engel, von dem ich dieses Recept bekommen habe.“ Nehmet Rosmarinblumen so viel ihr wollet, schüttet sie in eine gläserne Retorte und gießet so viel Weingeist hinein, dass die Blumen in sich ziehen können. Verklebet die Retorte wohl und lasset die Blumen sechs Tage lang durchziehen.“
Diese Geschichte darf getrost ins Reich der Legenden verbannt werden. Die einzige historische Persönlichkeit, die in Frage kommen könnte war die polnisch-litauische Prinzessin Isabella Jagiellonica. Sie wurde durch Heirat die Königin von Ungarn und lebte von 1519 bis 1559. Demnach wurde sie nur 40 Jahre alt.
Dennoch ist die Zusammensetzung des Schönheitswassers interessant und es lohnt sich die Inhaltsstoffe genauer anzuschauen. Rosmarin wirkt durchblutungsfördernd und regt die Haut zur Bildung von Kollagen an. Ebenso wohltuend wirken die antibakteriellen Eigenschaften der Minze auf die Haut. Das Rosenwasser, oder auch Rosen-Hydrolat, ist eine vortreffliche Zutat für feine, wohlriechende Pflegeprodukte, die der Hautalterung entgegenwirken. Orangenblütenwasser duftet lieblich fruchtig und weist entzündungshemmende Eigenschaften auf.
Um das Ungarische Wasser herzustellen, muss zuerst diese Tinktur angesetzt werden:
Diese Zutaten werden für eine Rosmarin-Minze-Orangen Tinktur benötigt:
- 100 g Weingeist
- 3 Zweige Rosmarin
- 2 Zweige Minze
- Schale einer Bio-Orange
Zubereitung
Die Orangenschalen und die Kräuter reinigen und zerkleinern.
In ein Schraubglas geben und den Weingeist darüber gießen, so dass das Pflanzenmaterial gut bedeckt ist.
Das verschlossene Glas 2 bis 3 Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen.
Dann durch einen Kaffeefilter filtern, so dass keine Pflanzenreste in der fertigen Tinktur verbleiben.
Die Tinktur in eine dunkle Flasche füllen und beschriften.
Diese Tinktur ist nun Bestandteil des nachfolgenden Gesichtswassers.
Rezept für ein Gesichtstonikum „Ungarisches Wasser“
Die Herstellung dieses erfrischenden Gesichtswassers ist sehr einfach. Es spendet der Haut Feuchtigkeit und bereitet sie auf die nachfolgenden Pflegeprodukte vor.
Zutaten
- 10 g Rosmarin-Minze-Orangen Tinktur
- 30 g Rosenwasser
- 30 g Orangenblütenwasser
- 5 g Wildrosenöl
- 5 g pflanzliches Glycerin
Zubereitung
Alle Zutaten in eine kleine Flasche füllen, schütteln – fertig.
Anwendung
Vor dem Gebrauch kurz schütteln. Ein Wattepad mit dem Gesichtswasser befeuchten und damit über die zuvor gereinigte Gesichtshaut streichen.
Statt einem Wattepad verwende ich selbst gehäkelte Kosmetikpads.